Porsche 356 B Cabriolet Super 90

«Die Inspiration – der alkoholfreie Rausch.»

Alexander Otto Weber, (1868 – nach 1927), deutscher Schriftsteller

 

An dieser Stelle präsentiere ich im lockeren, monatlichen Rhythmus ausgewählte Sammlerstücke aus der ISELI COLLECTION. Es sind Fahrzeuge, die nicht im Verkauf sind. Es geht vielmehr darum, dem Liebhaber von Klassiker-Fahrzeugen einzelne Preziosen zu präsentieren – und zu inspirieren.

«Für schnelles, weites Reisen mit einem Mindestmass an Ermüdung und einem Maximum an Vergnügen ist der Porsche Super 90 Roadster kaum zu schlagen.»

H.U. Wieselmann, damals Chefredakteur von «Das Auto – Motor und Sport» am 9. April 1960

Auto des Monats November / Dezember 2020

Porsche 356 B Cabriolet Super 90

Modellgeschichte

Das B-Model des Porsche 356 wurde von Herbst 1959 bis 1961 als Coupé, Cabriolet/Hardtop und Roadster produziert. Man unterscheidet zwischen dem Modell T5 und T6.

Ab 1960 produzierte Karmann in Osnabrück ausserdem den «Hardtop» mit fest aufgeschweisstem Dach, der sich vom «klassischen» Porsche Coupé durch eine abgesetzte Dachlinie (fast wie ein Stufenheck), schmale B-Säulen sowie ein grosses Heckfenster unterschied und dem Cabriolet-Hardtop ähnelte.

Vom A-Modell hob sich der 356 B in erster Linie durch höher eingesetzte Scheinwerfer und eine dadurch vorn weniger gerundete Linie der Kotflügel ab. Die Stossstangen wurden ebenfalls höher angebracht, was in der Frontschürze Lufteinlässe für die neuen Leichtmetall-Trommelbremsen ermöglichte. In die Radkappen war das Porsche-Wappen eingeprägt. Super 90 und Carrera erhielten eine Ausgleichsfeder an der Hinterachse, um das Übersteuern zu verringern und dem Ausbrechen des Hecks bei schneller Kurvenfahrt entgegenzuwirken. Es war eine Einblattfeder, die sich in der Mitte gegen das Differential abstützte und deren beide Enden über Zuganker und Gummi-Elemente an die Achsrohre angehängt waren.

Für das Modelljahr 1962 erfuhr der 356 B (nun T6) unter anderem folgende Änderungen: Motordeckel mit zwei Lufteintrittsgittern, vorderer bzw. Kofferraumdeckel mit fast geradlinigem Abschluss, Tankeinfüllstutzen aussen unter einer Klappe auf dem rechten vorderen Kotflügel, flacherer Tank zugunsten eines grösseren Kofferraums.

Zum Wagen

Gemäss Datenblatt der AMAG wurde der Wagen am 21. September 1960 in Schinznach-Bad ausgeliefert. Farbe Reihergrau und Leder blau. Die Geschichte der ersten Jahre ist nicht bekannt.

Im Jahr 1978 kam der Wagen nach Genf – ab dann lässt sich die Geschichte nachvollziehen. Im Sommer 1981 gab es einen Halterwechsel, der Wagen blieb in der Region Genf. Der neue Besitzer, D. Thalman, liess bei einer für Porsche bekannten Firma in der Ostschweiz eine grössere Restauration durchführen.

Mitte Mai 1989 entdeckte ich in der guten alten und von mir einst geliebten «Automobil-Revue» ein Verkaufs-Inserat des Wagens. Verkäufer war eben jener Herr Thalman, der sich vom Wagen trennen wollte. Vorteilhaft für mich: Der Wagen stand in Wohlen (AG) bei einer Tankstelle zur Besichtigung.

Der Wagen war weiss lackiert mit schwarzem Interieur. Ein Telefonat nach Genf und der Wagen war gekauft. Ich fuhr den Wagen gute zehn Jahre, bis sich dann so langsam herausstellte, dass die 1982/83 durchgeführte Restauration nicht von hoher Qualität war. Auf jeden Fall entsprach der Zustand keineswegs meinen Ansprüchen. Verkaufen oder restaurieren? Der frühere technische Leiter vom Verkehrsamt in Pfäffikon (SZ) hat mir von einem Verkauf abgeraten – Glück! Vielmehr empfahl er mir Siegfried Oehmke in Küssnacht am Rigi als Spezialisten für Porsche 356 und gab mir den Rat, mich doch einmal mit ihm darüber zu unterhalten. Siegfried Oehmke war mir nicht nur auf Anhieb sehr sympathisch, er überzeugte mich mit seiner Professionalität. Der Entschluss, den Wagen in seine Hände zu geben, war im Nachhinein gesehen absolut richtig.

Nach dem «Aufgarnieren» und Entfernen der Lackschichten bestätigten sich meine Befürchtungen und es führte zu einem kompletten Neuaufbau des Wagens. Im Klartext: Es gab eine Total-Restauration bis in alle erdenklichen Details. Der erste Kostenvoranschlag wurde natürlich bei weitem übertroffen, doch aus heutiger Sicht war es der absolut richtige Weg. Was Siegfried Oehme leistete, war grandios. Heute, nach 20 Jahren und einer Laufleistung von ca. 8.500 Kilometern, präsentiert sich der Wagen immer noch in einwandfreiem Zustand.